6. November 2015

[Rezension] Liebe am Papierrand von Yoko Ogawa




Liebe am Papierrand von Yoko Ogawa

Genre: Roman

ISBN: 978-3-746631233

Verlag: Aufbau Taschenbuch

Erscheinungsdatum: 12. Oktober 2015

Taschenbuch, flexibler Einband, 256 Seiten





Drei Wörter, die mir zu diesem wundervollen Roman spontan einfallen: Still, Magisch und unvergesslich.

Eine junge Frau, die ein rätselhaftes Ohrenleiden hat, lernt einen Stenographen kennen. Sie fühlt sich auf geheimnisvolle Weise zu ihm hingezogen fühlt, und da das Reden mit ihm ihre Ohren zu heilen scheint, bittet sie ihn, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Dank seiner Aufzeichnungen beginnt sie die Rätsel ihrer Vergangenheit zu verstehen. Doch schon bald muss sie erkennen, dass der Stenograph nur eine begrenzte Menge Papier zur Verfügung hat... (Quelle: Klappentext)

Eigentlich bin ich der Meinung, dass es keine Worte gibt, die der einzigartigen Sprache Ogawas gerecht werden können. Und doch möchte ich es irgendwie versuchen. Denn sie schreibt so sanft, fast zärtlich, als würde man von einem Windhauch gestreichelt werden. Jeder einzelne Satz ist magisch und zugleich kurios, und man muss genau zuhören, um hinter ihre poetische Sprache blicken zu können.

In ihrem Roman "Liebe am Papierrand" erzählt Yoko Ogawa von dem Finden und Verlieren von Erinnerungen. Sie zeigt, wie wichtig es ist, dass wir genau hinhören, um die Gesamtheit dieser Welt zu verstehen. Dies wird um so deutlicher, als dass sie in ihrer Geschichte auf eine behutsame Weise immer märchenhafter und mysteriöser wird. Wir begleiten die Protagonistin auf ihrem Weg immer weiter hinein in das Rätsel ihrer Erinnerungen. Und schließlich weiß man Traum und Realität selbst nicht mehr zu unterscheiden.

Genau das ist es, was Ogawa für mich so anspruchsvoll und zugleich magisch macht: Sie präsentiert dem Leser keine fertige Geschichte, sondern nur einen möglichen Weg. Letztendlich muss er selbst entscheiden welchen Weg er in seiner Interpretation geht. Am Ende der Erzählung steht man erst einmal da mit dem Gefühl gar nichts verstanden zu haben, weshalb einem die junge Frau mit ihrem mysteriösen Ohrenleiden nicht loslässt. Und nach und nach kommt dann das Verständnis. Langsam und voller Poesie.

Für Ogawas magische Geschichte vergebe ich fünf von fünf Schmetterlingen und verleibe mit dem Versprechen, dass dies sicher nicht mein letzter Roman von der japanischen Autorin gewesen sein wird:
Ganz herzlich möchte ich mich zum Schluss noch beim Aufbau Taschenbuch Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.

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