17. Mai 2017
Das Licht und die Geräusche- Jan Schomburg
Autor: Jan Schomburg | Titel: Das Licht und die Geräusche | Roman | dtv | ISBN 978-3-423281089 | 10. März 2017 | Gebunden mit Schutzumschlag | 256 Seiten
"Aber dann denke ich, dass man vielleicht auch nicht immer alles verstehen muss." S.29
Es gibt so vieles, das Johanna nicht versteht. Da ist zum Beispiel ihr bester Freund Boris mit dem sie jede freie Minute verbringt. Und komischerweise haben sie sich noch nie geküsst. Aber einmal fast. Und dann ist da Ana-Clara, die eigentlich Boris´ Freundin ist und in Portugal lebt. Johanna findet, dass Portugal ziemlich weit weg ist und sie und Boris sich also ruhig küssen könnten. Einmal, als Ana-Clara zu Besuch in Deutschland war, da hat Johanna sogar versucht sich mit ihr anzufreunden. Aber sie findet, dass Ana-Clara so komische ausdruckslose Augen hat. Und sie bleibt ja sowieso verliebt in Boris. Doch als der eines Tages verschwindet, da muss sie ihn suchen. Und Ana-Clara ist die einzige mit der zusammen sie das machen kann. Und da findet sie doch etwas an ihr, was sie lieben kann. Was Boris vielleicht an ihr liebt.
Von Beginn an war ich beeindruckt von dem schonungslosen und absolut ehrlichen Blick der Protagonistin. Johanna geht durch ihre jungendliche Welt und beschreibt diese einfach. Akzeptiert sie vor allem. Ja, sie ist oft genervt. Aber sie schafft es, sie zu nehemen, wie sie ist. Beobachtet, um sie zu verstehen. Oder zu merken, dass das unmöglich ist. Mit immer wachsenderer Zuneigung, habe ich Johanna durch dieses Buch begleitet. Ich mochte ihre schlichte Ehrlichkeit, die mich wegen ihrer Authentizität amüsierte.
Beim Lesen merkt man Schomburg an, dass er vor seinem Romandebüt als Filmregisseur und Drehbuchautor tätig gewesen ist. Das Licht und die Geräusche setzt sich aus zahlreichen einzelnen Szenen zusammen. Es werden ausdrucksstarke Bilder aufgemacht, nur um im nächsten Moment wieder ein Ende zu finden. Aber dieses Ausschnitthafte, dieses Puzzleartige macht das Lesen nur noch intensiver. Durch Johannas Augen erlebt man nur schemenhaftige und vor allem wichtige Momente. Wirken diese zunächst noch belanglos aneinandergereiht, ergeben sie nach und nach ein Bild.
Ein besonders eindringlicher Moment ist ein Gespräch, in dem es um die Frage geht, was gegen einen Suizid sprechen würde. Johannas Antwort lautet schlicht und einfach: Das Licht und die Geräusche (vgl. S.42). Und diese Stelle steht für mich stellvertretend für so viele Passagen dieses Romans. Schlichtheit in Sprache und Hanldung mit Tiefe dahinter. Mit einem Mehr.
Wie alt Johanna, Boris & Ana- Clara eigentlich sind, ist nicht klar. Genau so wenig in welcher Stadt wir uns befinden. Und alle anderen auftretenden Figuren scheinen nur Statisten zu sein. Aber genau das macht unter anderem den Charme dieses Coming-of-age-Romans aus: Seine Handlungsarmut, seine geballte Konzentration auf das Innenleben seiner Protagonisten. Alles dreht sich um diese drei jungen Menschen und von Seite zu Seite merkt man, wie sehr sie miteinander verbunden sind. Und dass das Leben etwas ist, dass einfach so passiert.
Mein Fazit:
Das Licht und die Geräusche ist ein besonderer Coming-of-age-Roman, der durch seine besondere sprachliche Umsetzung und Authentizität besticht. Einer dieser Adoleszenzbücher. die sich real und echt anfühlen und die für mich einen literarischen Mehrwert haben.
Das Licht und die Geräusche ist ein besonderer Coming-of-age-Roman, der durch seine besondere sprachliche Umsetzung und Authentizität besticht. Einer dieser Adoleszenzbücher. die sich real und echt anfühlen und die für mich einen literarischen Mehrwert haben.
Ein herzliches Dankeschön an den dtv, der so nett war mir ein Rezensionsexemplar von Schombugrs Das Licht und die Geräusche zur Verfügung zu stellen.
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