24. Januar 2017

My life in circles - Brandy Colbert


Autor: Brandy Colbert | Titel: My life in circles | Roman | dtv | ISBN 978-3-423740197 | 11. November 2016 | Taschenbuch mit Klappenbroschur | 352 Seiten

Vier Jahre nach der Entführung taucht ihr bester Freund plötzlich wieder auf. Der Entführer ist kein Unbekannter. Kann sich der Kreis jetzt endlich schließen?
Ein ernstes Buch über ein ernstes Thema.

Als die beiden 13 Jahre alt waren, wurde Theodoras bester Freund Donovan entführt. Nach den anfänglichen Hoffnungen, dass er am nächsten Tag sicher wieder bei ihr auf der Veranda stehen würde, um gemeinsam zur Schule zu gehen, hatte sie sich mit der Situation & seinem möglichen Tod versucht abzufinden. Esstörungen, Klinikaufenthalte, die falschen Jungs und Männer. Sein Verschwinden und die Angst um ihn hatte Narben hinterlassen. Doch jetzt lebt sie ein Leben, welches man als annehmbar erachten könnte, isst normal und trifft sich mit Freunden.
Und dann eines Tages der Schock: Donovans Gesicht im Fernsehen, vier Jahre älter und mehr Mann als Kind, Aber er ist es. Und dann der nächste Albtraum, denn das Gesicht des maßgeblichen Entführers ist nicht das eines Unbekannten, wie es Theodora zunächst alle glauben lassen möchte.

In zahlreichen Rückblenden erleben wir Leser gemeinsam mit der Protagonistin noch einmal ihre schlimmsten Erinnerungen mit. Von der Entführung, dem Mann, der es getan hat, und den schlimmen Jahre danach. In einer eindringlichen Sprache, die die Dinge ausartikuliert, aber dennoch einfach zu lesen ist, schließt sich in vielen kleinen Bildern letztlich der Kreis der Ereignisse und mündet in der Frage über Schuld und Unschuld.

Entführung und damit zusammenhängender Missbrauch Minderjähriger ist etwas, das man in den Nachrichten mitbekommt. Wie die all die anderen schlimmen Dinge, die man täglich in der Zeitung liest oder über den Bildschirm flimmern sieht. Dabei fühlt sich dies alle immer so weit entfernt an, auch wenn es Teil der Welt ist. Theo und ihr bester Freund Donovan vermitteln das Thema durch ihre Geschichte eindringlich und genauso behutsam. Oft dachte ich mir auch, dass mir die Geschichte zu flach gewesen ist, ich mir ein "Mehr" gewünscht hätte. Aber dabei muss man natürlich auch bedenken, dass es sich immer noch um ein Jugendbuch handelt und als solches ist es perfekt ausformuliert.

Es sind 300 ruhige Seiten, aus denen My life in circles besteht. Brandy Colbert wendet den Blick hier weniger auf die Handlung, denn was genau mit Theo und Donovan passiert ist, wird nie wörtlich beschrieben. Sondern sie beschäftigt sich mit den Fragen, was solch ein tiefgreifendes Erlebnis in einem Menschen auslöst, besser gesagt: in einem Teenager, mehr Kind als Erwachsener. Ist ein "normales" Leben überhaupt möglich? Wie schnell wird man dadurch erwachsen?

Wie der Titel dieses gelungenen Buches schon andeutet, setzt sich My life in circles aus vielen kleinen Einzelteilen zusammen, die ihre Kreise ziehen und am Ende ein Gesamtbild ergeben. Es ist nur Theo, die in diesem Buch zu Wort kommt, und auch wenn dadurch einige Fragen offen bleiben, ergibt dies ein schönes Ganzes. Und irgendwie ist gerade das auch das Authentische dieses Romans. Denn wer kann schon wissen, wie genau es letztlich um Donovans Innenleben bestellt ist. Und wer wird schon jemals in den Einzelheiten die Motive & wahren Gedanken des Täters entschlüsseln können?

Ich bedanke mich ganz herzlich beim dtv für das Rezensionsexemplar zu My life in circles.

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