Dein perfektes Jahr- Ein Buch, bei dem ich rein optisch wohl nicht zugegriffen hätte, wäre es einen schönen Tages nicht als kleine Überraschung als Päckchen in meinem Briefkasten gelandet. Erwartet hatte ich eine seichte Liebesgschichte, bekommen habe ich eine überraschende Geschichte über das Leben mit Ernsthaftigkeit und viel Tiefgang. Ein fast perfektes Buch über ein fast perfektes Jahr.

Jonathan N. Grief ist Inhaber des traditionsreichen Verlags Griefson & Books. Die operativen Geschäfte überlässt er aber lieber denjenigen, die er für fähig erachet. Er selbst hat nämlich keine Ahnung, wenn es um Buchhaltung und Zahlen geht. Viel lieber sitzt er in seiner Villa nahe der Alster und schreibt einen Leserbrief nach dem anderen an die Hamburger Nachrichten, in denen er Interpunktion und Rechtschreibung verbessert. Von seiner Frau wurrde er vor einigen Jahren verlassen und Kinder haben die beiden nie bekommen. Die Suche nach Sinn und Schönheit des Lebens hat Joanathan schon längst hinter sich gelassen.
Hannah Marx hat sich gerade erst mit ihrer besten Freundin Lisa selbstständig gemacht. Sie genießt ihr Leben in vollen Zügen, ist eine unverbesserliche Optimistin und immer der Meinung, dass schon alles seinen Grund haben wird. Der einzige Wehmutstropfen dabei ist der Zustand ihres Freundes Simon. Eigentlich sind die beiden glücklich und immer noch verliebt, aber seit Simon seinen Job verloren hat, kann er sich einfach nicht mehr aufraffen und scheint in eine Depression verfallen zu sein. Als er dann auch noch krank wird, beschließt Hannah, dass es so nicht weitergehen kann. Sie schenkt ihm einen ganz besonderen Kalender, in dem ein Jahr lang schon Termine für ein perfektes Jahr geplant sind.

Leider fällt der Kalender ungewollt in Jonathans Hände. Doch genau dort bewirkt er das, was Hannahs Ziel war, wenn auch eigentlich für Simon bestimmt. Jonathan beginnt nach den Einträgen in dem Kalender zu leben und merkt plötzlich, wie eingefahren sein Leben ist und er den Sinn vollkommen aus den Augen verloren hat. Nach und nach lernt er das Leben zu lieben und immer mehr Dinge zu verändern und etwas Glück und Optimismus in seine Villa einziehen zu lassen.

Das Cover, der Titel Dein perfektes Jahr und dann auch noch die Eingliederung auf der Verlagsseite unter der Rubrik Frauenromane suggerierten für mich ganz klar eine eher seichte Schnulze, bei der von Anfang an klar abzulesen wäre, wie die Geschichte verlaufen würde. Aber Hannah und Jonathan haben es tatsächlich geschafft mich positiv zu überraschen. Die beiden Protagonisten sind mir beim Lesen sehr ans Herz gewachsen, einfach, weil sie so menschlich gewesen sind. Das waren Figuren aus Fleisch und Blut, mit Ticks und Fehlern und ich hatte das Gefühl sie genau zu kennen, weil ihre Beschreibung so liebevoll ins Detail ging.

Dies ist ein Buch, welches uns zeigt wie bunt das Leben ist. Zum einen werden uns mit Hannahs und Jonathans Umgang mit dem Leben zwei verschiedene Einstellungen gezeigt, wie man das Leben aufnehmen und bewältigen kann. Und das ist noch nicht alles: Es geht um Krankheit, Demenz, und um Verlust und Trauer. Es geht um Freundschaft, Liebe, um Glück und die Fähigkeit, das Leben zu nehmen, wie es ist. Hier steckt eine größere Portion Tiefe als gedacht drin, aber gar nicht seicht und gefühlsduselig. Einfach authentish und wahr. Und ja, ich gebe es zu: An der ein oder anderen Stelle war mir dann schon klar, wie sich diese Geschichte weiterentwickeln würde. Ob ich das schlimm fand? Nein! Weil bei all den schwermütigen Klängen zwischendurch ist es doch schön zu wissen, dass im Leben (manchmal) doch alles irgendwie schon gut gehen wird.

Besonders schön: Die Idee mit dem Kalender hat mir sehr gut gefallen. So oft nimmt man sich gar nicht die Zeit für so kleine Dinge, wie barfuß über eine Blumenwiese zu laufen oder Kuchen in seinem Lieblingscafé zu essen. Oder einfach aufzuschreiben, wofür man dankbar ist. Jeden Tag nach Hannahs Kalender zu leben hilft sicher nicht nur Jonathan das Leben mehr zu genießen :)