10. November 2016

Der Engel von Paris - Christel Noir


Autor: Christel Noir | Titel: Der Engel von Paris | Roman | pendo | ISBN 978-3-866124158 | 04. Oktober 2016 | Hardcover mit Schutzumschlag | 352 Seiten

"... bis unter die Decke gestapelte Ausgaben seltener Bücher auf proppenvollen Regalen. Die einziegn beiden Zutaten, die Marie dem Ganzen hinzugefügt hatte, waren zeitgenössische Literatur und Bücherstapel auf Präsentiertischen oder direkt auf dem Boden, nach Wichtigkeit sortiert, aber nicht zu ordentlich." S. 8

Dieser zauberhafte Roman entführt den Leser nach Paris, genauer in den Stadtteil Montmartre, in dem Marie liebevoll den urigen Buchladen führt, den sie von ihrem geliebten Großvater geerbt hat. Natürlich liebt Marie Bücher, aber ob das wirklich ihr Traum ist und nicht eigentlich der des Verstorbenen, da ist sie sich inzwischen nicht mehr so sicher. Und dann ist da noch das Nachbarsmädchen Noemi, deren Eltern sich vor lauter eigenen Problemen nicht um sie kümmern. Also übernimmt kurzerhand Marie diese Aufgabe und ist als eine Art große Schwester für sie da. Und auch der kauzige Émile ist fester Bestandteil ihres Lebens. Der beste Freund ihres Großvaters spricht seit dem Krieg nicht mehr und verbringt seine Tage mit Lesen in Maries Buchhandlung.
Eines Tages wacht Marie nicht alleine in ihrem Zimmer auf. Eine fremde Frau names Eloise behauptet der Schutzengel der Buchhändlerin zu sein. Nachdem der erste Schock überwunden ist, fügt sich Marie ihrem Schicksal und der Mission, die Eloise auf der Erde erfüllen möchte: Marie die Augen zu öffnen und zu ihrem Glück zu verhelfen. Ihre eignen Wünsche hat diese laut ihrem Engel nämlich aus den Augen verloren, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt gewesen ist sich um andere zu sorgen.

Was zunächst nach einer nicht unbedingt neuen Geschichte klingt, entpuppt sich bereits nach den ersten Seiten des Romans als eine sehr philosophische Lektüre mit Tiefgang. Bei Eloise handelt es sich bei weitem nicht um den typischen Engel, der uns normalerweise in Geschichten begegnet. Vielmehr ist sie das erste Mal auf der Erde und weiß nicht, wie das alles funktionieren soll. Und was genau ihre Aufgabenfelder sind. Ihre Naivität und Ungeschicklichkeit machen sie nur noch liebenswerter, und so schließt Marie sie schnell ins Herz.
Außerdem ist der Gedanke hinter den Engeln sehr durchdacht und gibt dem Leser eine schöne Idee davon, wie die Welt mit Leben und Tod angeordnet sein könnte. Demnach sind Engel das, was wir Menschen als unseren sechsten Sinn bezeichnen. Sie sind Seelen, die noch nie auf der Erde geboren worden sind. Deshalb ist Eloise nicht nur gekommen, um Marie zu helfen. Sondern auch, um von ihr zu lernen, wie man als Mensch lebt. Wie man fühlt und was man tut.

Ich möchte nicht zu viel verraten von der interessanten Welt, die Christel Noir in ihrem bezauberten Roman eröffnet. Denn das ist eine, in die man einfach eintauchen muss, um sie vollkommen zu genießen. Die Sprache, in der uns Maries und Elois´ Geschichte herangetragen wird ist emotional und sehr sensibel, voller leiser Töne und Sätzen, die sich beim Lesen in einen brennen und zum Nachdenken anregen. Die Figuren sind mt genau so viel Gefühl angelegt. Eloise besticht mit ihrer Neugierde auf diese irdische Welt und ihre Ungeschicklichkeit, Marie mit ihrem Hang zur Gewohnheit und immer gleichen Abläufen, Noemie mit ihrem unerschrockenen Tatendrang und Émile mit seiner Liebe, die er nur ganz vorsichtig zeigt. Und dann ist da noch Josh, den Marie ziemlich schnell ins Herz zu schließen scheint, obwohl sie gar nicht mehr weiß, ob sie denn noch lieben kann.

"Engel von Paris" ist eine Aufforderung sein Leben zu leben. Seinen Träumen nachzujagen
 und niemals aufzugeben, egal wie schwer der Weg auch sein mag.

Ein herzliches Dankeschön an den Piper Verlag, der so freundlich war mir ein Exemplar vom Engel von Paris als Rezensionsexemplar zur Verfügung zu stellen.

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