16. Juli 2017

Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans - Mckenzie Lee


Autorin: Mckenzie Lee | Titel: Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans | Roman | Königskinder | ISBN 978-3-551560384 | 24. März 2017 | Gebunden mit Schutzumschlag | 496 Seiten

 „Selbst wenn es keine … romantische Beziehung ist“, sagt Felicity, „ist sie doch nicht zu übersehen. Ihr seid eins dieser Paare, bei denen man immer das Gefühl bekommt, von etwas Bedeutendem ausgeschlossen zu sein.“ Eine Weile schweigen wir beide, nur das Kaminfeuer knackt und flackert. „Es hat auch sein Gutes“, sagt sie dann. „ Ich hatte mich schon gefragt, ob dir überhaupt jemand wahrlich am Herzen liegt.“ S. 234

Wohl noch nie hat es ein abschreckenderes und erschreckenderes Beispiel für eine Bildungsreise gegeben als den jungen Engländer Sir Henry Montague. Er weiß selbst nicht so genau wie, aber irgendwie schafft er es immer und überall -und am falschen Ort sowieso- betrunken, nackt, auf frischer Tat ertappt, alles auf einmal oder in andere zwielichtige Dinge verwickelt zu sein. Um aus dem verkommenen Monty also doch noch einen waschechten Gentleman zu machen, wird dieser also vom Vater auf Cavaliersreise auf den Kontinent geschickt. An seiner Seite sein bester Freund Percy, seine Schwester Felicity und der Hofmeister. Und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen schafft es Monty doch aus dieser Reise zur Kultur und Literatur ein Abenteuer zu machen, das niemand so erwaret hätte.

Wodurch dieser Roman wohl am meisten brilliert ist wohl sein Protagonist Monty. Ein junger Gentleman auf Abwegen, im 17. Jahrhundert noch mehr verrufen als heute. Nie wirklich ernst bei der Sache, außer wenn es sich um Sex und Alkohol handelt. Und sein größtes Laster -zumindest wenn es nach seinem Vater geht- ist dann noch seine Vorliebe für andere Männer, die ihm -wieder laut seines Vaters- nicht nur ausgetrieben, sondern vielmehr ausgeprügelt gehört. Aber bei dieser Sache, wie auch bei allen anderen Dingen, bleibt Monty unbeirrt. Vor allem wegen Percy in den er still und heimlich unsterblich verliebt ist. Das darf der natürlich nicht wissen, ist er doch sein bester Freund.
Monty legt eine gewisse Arroganz an den Tag, die bei anderen Figuren nervtötend sein könnte, aber die Autorin schafft es, dass sie bei ihm nur amüsant und liebenswert erscheint. Und dann wäre da noch diese unübersehbare Ironie, die jede einzelne Zeile dieses Romans begleitet. Eine Ironie, die ich in all ihren Facetten geliebt habe.

Dies ist ein Buch, in dem jedes Detail sich exquisit mit den anderen verwebt. Der starke Jugendroman präsentiert in einer bildlichen Sprache authentische und großartige Helden, die sich aufmachen das Abenteuer ihres Lebens zu erleben. Die zwei Buchdeckel sind prall gefüllt mit allem Wissenwertem zur damaligen Zeit, insbesondere zur Tradition der Cavaliersreise, und spinnt sich weiter noch ernstere Töne anzuschlagen, wenn er die Themen Sodomie und Epilepsie in Augenschein nimmt. Und so ernst es auch wird, der leichte Ton bleibt. Monty und Percy erleben nicht nur diese zarte, sinnliche Liebe, sondern alles, was ein waschechter Held so erleben muss. Von Weglagerern, falschen Freunden, Piraten, einem Schatz und so vielem mehr.

In Kürze:
Irgendetwas zwischen Abenteuerroman und Historischem Roman und doch noch irgendetwas ganz anderem. Ein Buch, welches mit seinen Figuren (allen voran Monty) und seinem Plot auf unendlich viele verschiedene Arten anders & besonders ist und einen ganz eigenen Charme versprüht. Die Cavaliersreise ist so viel mehr als eine Bildungsreise durch Europa. Es ist ein Abenteuer, eine Geschichte von Liebe und Freundschaft. Und von Freundschaft, die zur Liebe wird. Und von liebervoller Freundschaft. Und natürlich die Liebe zu leben. Ich fange an zu schwafeln (und kann schwer damit aufhören), aber dieses Buch hat mich ins Herz getroffen. Absolut. Und die ganze Welt soll es lesen. Punkt.

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2 Kommentare

  1. Hallo Sophie,

    hach, wenn ich deine Rezension lese, muss ich wieder an dieses tolle Buch denken. Ich habe es auch echt geliebt und Felicity ist einfach ein klasse Charakter - sie war mein heimlicher Held in dem Buch. :)

    Alles Liebe,
    Anna

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    1. Liebe Anna,
      ich kann Dich verstehen, es ist auch einfach ein Roman mit Lieblingsbuchcharakter. Und Felicity fand ich auch großartig!
      Alles Liebe,
      Sophie

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