Als Erbin einer Schokoladendynastie hat Anna Kepler gerade eben erst in der Altstadt Dresdens ihren zweiten Laden mit dem wundervollen Namen Schokolust eröffnet. Und auch die Rosenvilla, die über Generationen im Familienbesitz war, konnte sie nun endlich zurückkaufen. Als sie gerade dabei ist dem wundervollen Rosengarten der Villa seine frühere Pracht zu verleihen und diesen neu anlegt, stößt Anna auf eine geheimnisvolle Kasette. Sie enthält ein Tagebuch und einzelne Gegenstände von einer Frau, die vor über hundert Jahren hier gelebt haben soll. Aber Anna hat noch nie von dieser Emma gehört. Und bei allen Nachfragen bei ihren Eltern stößt sie auf taube Ohren. Und so entblättert sich bei ihren eigenen Nachforschungen nach und nach ein gut gehütetes Familiengeheimnis von den Frauen der Rosenvilla.

Es war wunderbar, dass zu Beginn des Romans ich als Leserin wohl mindestens ebenso verwirrt gewesen bin wie Anna. Zeitsprünge, ungeordnete Tagebucheinträge und ungeklärte Verwandtschaftsverhältnisse. Doch nach und nach eröffnet sich die Wahrheit über mehrere Generationen Rosenfrauen. Dass sowohl die Eltern, als auch eine enge Freundin des Großvaters sich bei Nachfragen komplett verschließen, spornte Anna und mich nur noch mehr an, der Wahrheit auf den Grund zu gehen.

Besonders gefallen hat mir dabei auch, dass der Erzählstrang rund um Anna, ihre Chocolaterie und ihr Umfeld genau so interessant gehalten ist wie jener der letzten beiden Jahrhunderte. Und durch eben jene Bewohnnerinen der Rosenvilla, die alle aus jeweils ihrer Perspektive zu Wort kommem, enthüllt sich nicht nur ein Stück Familiengeschichte, sondern auch ein Teil der deutschen Geschichte: Kaiserreich, 1. Weltkrieg, Verluste, Wirtschaftskrise, Hitlers Machtergreifung, 2. Weltkrieg, Judenverfolgung, Kampf zurück ins Leben. Alles ist flüssig und ergänzt sich nahtlos. Die Frauen der Rosenvilla ist ein schillerndes und bildgewaltiges Puzzle, das nicht anders kann, als von begeisterten LeserInnen zusammengesetzt zu werden.

Lebendig wird dieser Buch wohl vor allem durch seine Figuren. Anna und alle anderen Frauen der Rosenvilla haben ihr eigenes Gesicht, eigene liebenswerte Eigenschaften und auch Macken. Und dann ist da zum Beispiel noch den kleinen Kater Libro, der in einem Buchladen lebt und andere solche liebevollen Kleinigkeiten. Schokolade und Rosen, die sich als Thema bis zur letzten Seite von Simons Roman ziehen. Dies alles lässt Die Frauen der Rosenvilla pulsieren und echt wirken.