3. Februar 2016

[Rezension] Eine Dame von Welt von Henry James




Eine Dame von Welt von Henry James

Genre: Erzählung

ISBN: 978-3-351036348

Verlag: Aufbau Verlag

Erscheinungsdatum: 14. Januar 2016

Hardcover, fester Einband, 176 Seiten






"Sie sei sehr hübsch, gutmütig und gescheit und so ziemlich die beste Gesellschaft in jenen Breiten- ein echtes Kind des fernen Westens, eine Blume der Pazifikküste, ungebildet, keck, grob, aber voller Schneid und Feuer, ausgestattet mit natürlicher Intelligenz und einem sprunghaften, willkürlichen guten Geschmack." (S.19)

Es ist ein Pariser Theater, in dem der reiche Amerikander Littlemore seiner Landsmännin Mrs. Headway zufällig wiederbegegnet. An ihrer Seite hat die Amerikanerin, die in ihrer Heimat einst ein skandalträchtiges Leben geführt hat, den Adeligen Arthur Demense. Durch eine Heirat wäre er ihre große Chance in der europäischen Gesellschaft und Aristrokratie aufgenommen zu werden. Diese betrachten den Aufstieg dieser hübschen, aber eher groben Frau mit Neugier, aber auch Argwohn. Deshalb bittet Mrs. Headway ihren Bekannten Littlemore Demense um ihrer alter Verbundenheit wegen ihre Ehrbarkeit zu versichern. Von nun an gehen Littlemore, sein Freund Waterville und Demese im Salon der faszinierenden Frau ein und aus. Und Littlemore stellt sich immer wieder Frage, ob er für seine alte Freundin lügen kann... solange, bis es nicht mehr länger seine Entscheidung ist.

"Eine vergessene Erzählung"- das steht auf dem Einband einer Dame von Welt. Denn tatsächlich hat der amerikanische Autor Henry James bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelebt und geschrieben. Vergessen- Bei diesem Wort musste ich stutzen, als ich das Buch nach Ende meiner Lektüre in meinen Händen hielt. Ich fragte mich, wie man eine so durchdachte und psychologisch ausgearbeitete Erzählung vergessen konnte? Aber um so besser, dass sie jetzt, fast 100 Jahre später, einen Weg zu uns gefunden hat.

Mrs. Headway ist eine wahnsinnig faszinierende Persönlichkeit. Auf der einen Seite ist sie provinziell, ungebildet und grob. Und hinzu kommt, dass um ihre skandalträchtige Vergangenheit ein dichter Nebel zu liegen scheint. Dinge, die die europäische Gesellschaft an einer Frau niemals akzeptieren könnte. Auf der anderen Seite besitzt diese Frau ein gutes Gespür, man könnte es auch Intuition nennen, ist auf eine einfache Art und Weise intelligent und zudem noch äußerst attraktiv. Sie weiß genau was sie kann, und was nicht. Und sie ist fest dazu entschlossen ihre Ziele zu erreichen, indem sie sich für die Gesellschaft kein Stück verändern wird. Kein Wunder, dass Arthur Demense dieser explosiven Mischung nur schwer widerstehen kann.

Henry James war offensichtlich ein begnadeter Menschenkenner, vor allem, wenn es um die weibliche Psyche ging. Er schaffte es eine Erzählung zu verfassen, die von einer einzigen Frau handelt und wie alle anderen Personen wie Sterne um sie kreisen ohne es zu bemerken. Die anderen Charaktere bieten bloße Reaktionen auf Headways Verhalten.
Man könnte hier auch den Frauentypus der femme fatale ansprechen. Eine verführerische Frau, die ihren Männern auf der einen Seite höchstes Glück, auf der anderen Seite aber größtes Verderben bringt. Eine Frau mit zwei Seiten.

Ich vergebe für "Eine Dame von Welt" fünf von fünf Schmetterlingen. Henry James konnte mich mit seiner meisterhaften Erzählung eindeutig überzeug
Zum Schluss möchte ich mich noch ganz herzlich beim Aufbau Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar bedanken.

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