22. Juli 2016

Das Glück ist nicht immer gerecht von Anne-Laure Bondoux


Titel: Das Glück ist nicht immer gerecht | Autor: Anne-Laure Bondoux | Roman | ISBN 978-3-423716901 | Deutscher Taschenbuchverlag | 22. Juli 2016 | Taschenbuch mit flexiblem Einband | 240 Seiten

Mado (15) und Patty (20) sind Schwestern. Sie lieben sich und dann hassen sie sich wieder, so wie das bei Geschwistern eben ist. Die zwei Mädchen sind so verschieden wie Tag und Nacht und doch tief miteinander verbunden. Auch diesen August wollen die beiden wie schon unzählige Sommer vorher ihre Ferien im Haus ihrer Eltern in der Ardèche verbringen.
Doch dieses Mal ist etwas anders: Es wird dort keinen gewöhnlichen Familienurlaub mehr geben. Die Eltern sind im vergangenen Herbst auf der Fahrt zu eben jenem Haus tödlich verunglückt und seit deren Tod ist nichts mehr wie es war. Und dennoch wollen Mado und Patty die Tradition in jedem Fall aufrecht erhalten. Sie wollen weiterleben und sich nicht in ihrer Trauer verlieren.

Diese tragisch- schöne Geschichte umfasst gerade einmal knapp einen Monat, nicht viel Zeit, in der sich Figurn samt ihrer Emotionen entfalten können. Und doch schafft Bondoux dies durch eine interessante Mischung aus Einfühlsamkeit und Objektivität gepaart mit einem angenehm flüssigen Schreibstil.

Auch wenn Tod und Trauer die Ausgangspunkte dieser Geschichte sind, so erzähen Patty und Mado doch vom Leben und dessen Sonnenseiten. Zunächst fühlen sich Mado und Patty in die gesellschaftlichen Konventionen gezwängt, in das Denken, wie richtige Trauer um die Eltern auszusehen hat. Aber sehr schnell lernen die beiden, dass nur sie selbst entscheiden, wie sie wieder zurück ins Leben finden wollen. Man kann auch einmal fröhlich sein, auch wenn alle erwarten man würde nur weinend zu Hause sitzen. Und dann ist da ja auch noch die allgegenwärtige Realität, die die Schwestern nach einer kurzen Schohnfristeinholt einholen wird.

Diese vier Wochen im August sind eine Flucht vor eben jener Realität, der sie sich nach Ablauf der Ferien um so mehr stellen müssen. Es ist berührend zu lesen, dabei aber auch sehr realistisch und ohne ausschweifende Dramatik. Es handelt davon, wie diese beiden Mädchen es zusammen schaffen das Leben zu meistern, was unter diesen Umständen alles andere als leicht ist.

Es ist authentisch, dass Patty trotz Volljährigkeit damit überfordert ist Mados Vormund zu sein. Denn in Wahrheit ist vielmehr die fünfzehnjährige Mado der besonnene Part des ungleichen Duos. Diejenige, die vorausplant und alles organisiert. Genau so authentisch ist es, dass diese beiden Mädchen sich im Sommer verlieben. Dass sie sich streiten. Und dass die Trauer dabei immer ein ständiger Begleiter ist, aber nichts, was auffrisst. Der Tod als Teil des Lebens. Ein ruhiger Roman, der uns genau diese Botschaft mit Authentizität eindrücklich vermittelt.

Herzlichen Dank an den dtv, der so nett war mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung zu stellen.

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