28. August 2016

Das Lavendelzimmer von Nina George



 Titel: Das Lavendelzimmer | Autor: Nina George | Roman | ISBN 978-3-426509777 | Droemer Knaur | 01. April 2014 | Taschenbuch mit flexiblem Einband | 384 Seiten

"Perdu benutze Ohren, Augen und Instinkt. Er war fähig, bei jeder Seele in einem Gespräch herauszuhören, was ihr fehlte. An jedem Körper bis zu einem gewissen Grad abzulesen, an der Haltung, an der Bewegung, an den Gesten, welche Gefühle ihn beugten oder erdrückten." (S. 36)

Eine pharmacie littéraire, eine literarischen Apotheke, das ist die Berufung des Buchhändlers Jean Perdu. Auf seinem in Paris angelegten Bücherschiff verschreibt er seinen Kunden Bücher wie Medizin gegen seelische Leiden. Seit ihn aber die wunderschöne Provenzalin Manon vor zwanzig Jahren verlassen hat, kann Perdu nur sich selbst nicht helfen. Manon lies nichts zurück als einen Brief, den Perdu nie zu lesen wagte, Zu groß wäre der Schmerz gewesen. Aber jetzt, zwei Jahrzehnte später, liest der Buchhändler Manons Zeilen und für ihn beginnt eine Reise in seine Vergangenheit, die sein Leben für immer verändern wird...

Unendlich feinfühlig und poetisch beschreibt Nina George Jean Perdus Geschichte. Sie schreibt so, dass ich das gesamte Buch langsam und mit Bedacht lesen wollte. Zu groß war die Sorge die zahlreichen schönen und tiefsinnigen Sätze einfach zu überlesen. Zu übersehen, wie klug und besonnen die Autorin über Liebe und Leben schreibt. Auch die einzelnen Charaktere habe ich mit ihren Macken sofort ins Herz geschlossen. Allen voran der sonderbare Perdu, der nach unendlich langen zwei Jahrzehnten endlich den Schritt in sein Leben zurück wagt.

Ein Mann auf der Suche nach seiner verlorenen Liebe, nach Antworten und seinem eignen Ich. Eine Geschichte über das Loslassen und das Neuanfangen. Über Liebe, Trauer und Freundschaft. Über die Schönheit Frankreichs und die Magie des Lebens und Lesens.
Auf der anderen Seite ist dieses Buch auch eine Hommage an das Buch an sich. Man merkt, dass die Autorin sehr belesen ist, Um so mehr man sich selbst in der Welt der Bücher auskennt, desto mehr Spaß macht die Lektüre mit ihren zahlreichen Andeutungen und Hinweise auf bekannte Werke. "Das Lavendelzimmer" sprach mir so aus der Seele: Bücher sind so viel mehr als nur etwas Unterhaltung für Zwischendurch. Sie können Wunder bewirken und manchmal, so wie bei diesem wunderbaren Protagonisten, ein ganzes Leben verändern.
 
Wäre ich Jean Perdu, so würde "Das Lavendelzimmer" mit Sicherheit auf meiner Liste der Literarischen Notapotheke stehen. Schon in geringer Dosierung ein Tröster und gegen die Angst, das eigen Leben verpasst zu haben. Nebenwirkungen können steigernde Lust zum Lesen und der unbändige Drang auf eine Reise durch Frankreich sein. Eun bezauberndes Buch, bei dem ich schon während des Lesens immer die Frage im Kopf hatte, wem ich es am besten schenken sollte.

Besonders schön: Am Ende des Romans findet sich Jean Perdus ganz persönliche Notfallapotheke "für leicht bis mittelschwere Gefühlskatastrophen" alpahbetisch sortiert. Inklusive empfohlener Dosierung und Nebenwirkungen!

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