11. August 2016

Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen von Ulla Scheler


Titel: Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen | Autor: Ulla Scheler | Roman | ISBN: 978-3-453270435 | Heyne fliegt | 08. August 2016 | Paperback mit Klappenbroschur | 364 Seiten

Alle haben gespürt, dass Ben anders war, und alle haben hingesehen, bis man Ben nicht mehr sehen konnte, weil er zwischen seinen Geschichten verschwand wie ein Lesezeichen. S. 9

Soweit sie zurückdenken kann, ist Ben schon Hannas bester Freund. Die beiden haben eine ganz besondere Verbindung, die keiner Worte bedarf und Ben ist der Einzige, der sie so versteht, wie es sonst keiner kann. Ben ist launisch, er erzählt die schönsten Geschichten, er geht heimlich sprayen. Ben ist nicht anwesend, wenn er es sollte. Und er ist da, wenn niemand damit rechnet. Er ist ein einziges großes Geheimnis, das nicht einmal Hanna vollkommen versteht. Aber immer noch mehr, als jeder andere es kann.
Nach dem bestandenen Abitur fahren die beiden mit Bens klapprigem Auto immer weiter nach Norden bis sie schließlich am Meer sind. Dort zelten sie an einem verwunschenen Strand, über den eine düstere Geschichte erzählt wird. Hanna und Ben kommen sich so nahe wie noch nie zuvor und sind kurz davor den nächsten Schritt zu wagen. Doch dann passiert etwas Furchtbares...

"Sind wir denn so kompliziert?"
"Bitte. Wir sind wie das Tausend-Teile-Puzzle mit tausendundeins Teilen." S. 209

Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen ist ein literarisches Debüt, welches bei mir nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Unterschwellige Spannung und von Anfang an düster mit dem Schatten der drohenden Gefahr. Das ist kein fröhliches Buch, sondern ein melancholisch- poetisches mit Tiefgang für Zwischen-den-Zeilen-Leser. Und ja, mein Exemplar ist vollgekritzelt, weil da so unendlich viele wunderschöne, wahre Sachen stehen! 

Ben und Hanna sind eine Einheit. Der eine Teil kann ohne den anderen nicht bestehen und genau davon lebt auch diese besondere Geschichte. Als Leser erlebt man die beiden Figuren nahezu isoliert von der Umwelt, denn es es geht um deren Beziehung zueinander, und wie sie miteinander agieren. Sie erleben diese magischen Momente am Meer, sitzen am Lagerfeuer, schwimmen heimlich und nackt, machen verrückte Dinge, hinterlassen ein Graffiti, weil sie zeigen wollen "Wir waren hier. Wir haben gelebt!". Dort in diesem verwunschenen Dorf verbringen sie von der Zeit losgelöste Augenblicke. Die Realität ganz fern in ihrer Hanna-Ben-Seifenblase. Zumindest fast. Denn das Abi ist geschrieben, die Uni hat aber noch nicht begonnen. Hanna und Ben wissen nicht so richtig, was kommen wird. Und viel wichtiger: Was aus ihrer Freundschaft wird.
Bei all diesen Gedanken spürt man von Seite zu Seite mehr, dass ein drohendes Unheil bevorsteht. Dass die beiden Freunde sich nicht ewig vor der Zeit verstecken können.

Mit den Jahren wiederholte sich die Geschichte, wie sich Geschichten immer wiederholen. Ein Junge, eine Perle, ein Mädchen, ein Sturm. S. 123

Neben Ben verblasst Hanna fast, so schillernd und geheimnisvoll ist er. Aber sie ist eine wahnsinnig liebenswerte Protagonistin und man merkt schnell, dass auch sie mutig, verrückt und ganz sie selbst ist. Nur eben anders als Ben. Auch sie geht jedes Abenteuer ein, wenn Ben sie wieder mit "I dare you!" herausfordert.

Diese Geschichte beginnt, wie es viele tun: Beste Freunde, die merken, dass da mehr ist. Aber dabei bleibt es durch die Melancholie und Düsternis, die allgegenwärtig ist, nicht. Freundschaft, Liebe, eine gefährliche Legende, Spanunng und das Leben, wie es spielt. Ganz großartig!


Ein herzliches Dankeschön an Heyne fliegt für die Bereitstellung eines Leseexemplars.

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