Diesen wunderbaren Roman durfte ich bereits vor über zwei Monaten lesen. Ich glaube niemand kann sich so richtig vorstellen, wie sehr ich mich zusammennehmen musste, meine Besprechung nicht vor dem Erscheinungstermin zu veröffentlichen. Die Nachtigall hat es geschafft mich völlig in ihren Bann zu ziehen und mich mit ihrer fulminanten Geschichte noch Tage und Woche später gedanklich zu beschäftigen. Heute immer noch.

Die Nachtigall erzählt die Geschichte zweier Schwestern, die während des 2. Weltkrieges im besetzten Teil Frankreiches den täglichen Kampf ums Überleben führen. Vianne ist die Ältere, diejenige, die für die Liebe kämpft. Für ihren Mann, ihre kleine Tochter und all jene Menschen, die sie zu ihren engsten Freunden erwählt hat. Die junge Isabelle ist die, die für die Freiheit kämpft. Sie schließt sich der Résitance an und hilft abgeschossenen Piloten bei der Flucht, indem sie sie über die Pyrenäen führt. Beide Frauen fechten ihren Kampf im Verborgenen aus, anders als die Männer, welche dem Feind offen ins Gesicht blicken. Aber das heißt nicht, dass der Kampf der Frauen wenigr gefährlich wäre. Vianne und Isabelle setzen für ihre Ideologien bereitwillig ihr Leben aufs Spiel.

So unterschiedlch Isabelle und Vianne auch sind, zeigen ihre Geschichten doch welch eine Stärke die zu Hause zurückgebliebenen Frauen während des Krieges zeigen mussten und gezeigt haben. Es geht um Heldenhaftigkeit, um unbrechbaren Mut, lebensbedrohliche Gefahren und die Seiten des Krieges, über die lange Zeit niemand zu sprechen wagte. Frauen wie Isabelle, die abgeschossenen Piloten bei der Flucht halfen. Frauen, die jüdische Kinder untertauchen ließen. Diejenigen, die den deutschen Feind unterstützten, um Lebensmittel für ihre Kinder zu sichern. Frauen, die überleben wollten, für sich und ihre Familien. Und beim Lesen stellt man sich immer wieder die Frage, was man selbst tun würde, um zu überleben. Oder ob es nicht besser ist, es erst gar nicht zu wissen. Wozu ist eine Mutter in der Lage, wenn sie ihre Kinder beschützen muss? Wie weit kann eine Ehefrau gehen, wenn ihr geliebter Mann an der Front zu sterben droht?

Kristin Hannah besitzt die unbeschreibliche Gabe auch mit leisen Tönen wahnsinnig eindringlich zu sein. Es werden bildgewaltige Szenen heraufbeschworen, egal ob es schöne oder schreckliche sind. Beides ist Teil jener Zeit und beides bekommt den gleichen Raum zugeschrieben. Das ist ein Buch, bei dem ich schwer schlucken, Tränen verdrücken, aber auch lächeln und schmunzeln musste. Ein Roman, den ich am liebsten euch allen da draußen schenken möchte, weil man ihn gelesen haben muss: Ein Stück Geschichte & Emotionen für alle von uns.

Nicht umsonst steht dieses Meisterwerk in den USA seit über einem Jahr auf der Bestsellerliste. Ich bin mir sicher, dass dies der Nachtigall auch im deutschsprachigen Raum gelingen wird. Und wenn nicht? Dann kommt dieser wunderbare Roman trotzdem auf meine ganz persönliche Highlight- Liste aus dem Jahr 2016.
Großes Indianerehrenwort!