14. Februar 2017
Die fremde Schwester - Lauren Willig
Autorin: Lauren Willig | Titel: Die fremde Schwester | Roman | Wunderlich | ISBN 978-3-499269646 | 20. Januar 2017 | Taschenbuch mit Klappenbroschur | 400 Seiten
EIN GEHEIMNIS.
ZWEI SCHWESTERN.
EIN GEHEIMNIS.
ZWEI SCHWESTERN.
Rachel Woddly arbeitet Ende der 20er Jahre
in Frankreich als Erzieherin adeliger Sprösslinge, als sie viel zu spät
die Nachricht erreicht, ihre Mutter sei an der Influenza erkrankt. Als
sie endlich in England angekommen ist, ist ihre Mutter schon verstorben
und sie muss schnellstmöglich das Cottage ausräumen. Da fällt ihr ein
merkwürdiges Bild aus einer Zeitschrift in die Hand, welches einen
gewissen Lord Admore mit seiner Tochte zeigt. Der Mann sieht Rachels
Vater zum Verwechseln ähnlich. Aber der ist doch bereits vor 20 Jahren
bei einer Expidition ums Leben gekommen. War das Leben der jungen Frau
etwa eine enzige Lüge oder spielt ihr die Sehnsucht nach der Mutter einen furchtbaren Streich? Kurzerhand macht Rachel sich auf den Weg nach London und erschleicht sich unter falschem Namen und einer erfundenen Identität einen Platz in der feinen Gesellschaft, um ihren womöglichen Vater kennenzulernen. Zu verlieren hat sie ja nun nichts mehr, oder?
Es
ist ein spannendes Spiel, das Rachel als erfundene Vera Merton
inszeniert. Als grandios gekleidete, mondäne und priveligierte Frau, die
gewohnt ist alles laut auszusprechen ist das genau das Gegenteil der
Erzieherin. Doch sie wächst sehr schnell in ihre Rolle hinein und muss
aufpassen diese Inszenierung nicht mit ihrem wahren Leben zu verwechseln.
Erscheinen ihr die noble Gesellschaft und die Kreise, in welchen ihr Vater Lord Admore verkehrt, anfangs noch erstrebenswert, so muss sie im Laufe der Zeit der Wahrheit ins Auge blicken, dass Reichtum & vor allem die Existenz eines Vaters nicht alles sind. Die Freiheiten und vor allem jene eigene Entscheidungen zu treffen, die nicht von einem gewissen Stand beeinflusst werden, sind nämlich das wahre Privileg der Mittelschicht. Letztlich muss sich Rachel, die zu beiden Welten nicht richtig gehört, für eine entscheiden.
Erscheinen ihr die noble Gesellschaft und die Kreise, in welchen ihr Vater Lord Admore verkehrt, anfangs noch erstrebenswert, so muss sie im Laufe der Zeit der Wahrheit ins Auge blicken, dass Reichtum & vor allem die Existenz eines Vaters nicht alles sind. Die Freiheiten und vor allem jene eigene Entscheidungen zu treffen, die nicht von einem gewissen Stand beeinflusst werden, sind nämlich das wahre Privileg der Mittelschicht. Letztlich muss sich Rachel, die zu beiden Welten nicht richtig gehört, für eine entscheiden.
Und obwohl Rachel erst herausfinden muss, wohin sie wirklich gehört, ist die doch ein sympathischer Charakter
für den man sich als Leser nur das Beste wünscht. Denn egal ob als
Woodly, als Vera Merton oder eine adelige Admore, stets bleibt sie ihrem
gewissenhaften und humorvollen Charakter treu. Die Dialoge, die einen
großen Teil des Romans ausmachen, sind spritzig & amüsant und somit eine wahre Freude zu lesen. Die Welt der goldenen, wie wilden Zwanziger
wird von Lauren Willig schön in Szene gesetzt und es entstehen sehr
gelungene, glamouröse Bilder. Leider waren Rachel und Simon, der ihr
hilft Eintritt in Londons gehobenen Kreise zu erlangen, die einzigen
beiden Figuren dieses Buches, die ich wahrhaft vor mir sehen und greifen
konnte. Die anderen waren mir zu skizzenhaft und haben sich
untereinander kaum unterschieden, was ich sehr schade finde.
Die fremde Schwester verwebt geschickt die Gegenwart Rachel Woodlys mit der geheimnisvollen Vergangenheit ihrer Eltern, die Seite für Seite ans Tageslicht befördert wird. Diese Art der rätselhaften Familiengeschichte erinnerte mich stark an Romane von Katherine Webb, Judith Lennox oder Lucinda Riley,
auch wenn ihm deren Tiefe und puzzelhafte Schichtung der Ereignisse und
Handlungen fehlt (hier doch arg chronologisch). Doch diese drei
Autorinnen sind auch wirklich Meisterinnen ihres Genres und ein
Vergleich erscheint mir da auch unfair. Als Fans dieser
Schriftstellerinnen ist Willigs Roman mit Sicherheit ein Genuss und auch
unabhängig davon empfand ich Rachels Geschichte als wirklich gelungene
für die genussvolle Unterhaltung zwischendurch.
Ein herzliches Dankeschön an Rowohlt für das Leseexemplar von Die fremde Schwester. Wie immer habe ich mich sehr darüber gefreut.
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