28. Februar 2017

Lisario oder die unendliche Lust der Frauen - Antonella Cilento



Autorin: Antonella Cilento | Titel: Lisario oder die unendliche Lust der Frauen | Historischer Roman | btb | ISBN 978-3-442714629 | 09. Januar 2017 | Taschenbuch mit flexiblem Einband | 352 Seiten

Dieses Buch erzählt die Geschichte eines zwielichtigen Arztes, der im Neapel des 17. Jahrhunderts die weibliche Lust wissenschaftlich ergründen möchte. Opfer seiner Obsession wird die junge Lisario. Diese lag für mehrer Monate tief in einem mysteriösen Schlaf und ihr Eltern hatten die Hoffnung auf Heilung schon fast aufgegeben. Doch als Avincente Iguelmano die jugendliche Schönheit zu erwecken schafft, wird ihm Lisario als Belohnung zur Frau gegeben. Während sie sich danach sehnt ihr Leben nach ihren Wünschen und Träumen zu gestalten, verliert sich Avincente immer tiefer in seiner Besessenheit und betrachtet seine junge Ehefrau nur noch als wissenschaftliches Lustobjekt. Da scheint es nicht verwundernswert, dass sie schließlich mit dem kreativen Jaques durchbrennt...

Es handelt sich hier um einen gut recherchierten Roman, dem man anmerkt, dass Wert auf historische Fakten gelegt wurde. Auch der Schreibstil ist gelungen, da er sich flüssig lesen lässt. Er lehnt sich an eine historische Sprache an, wobei er dabei sehr modern bleibt. Die einzelnen Figuren sind gut dargestellt, sodass ich diese immer vor Augen hatte. Da Lisario in dieser Geschichte stumm ist, teilt sie ihre Gedanken in heimlichen Briefen der Jungfrau Maria mit. Dies fand ich einen gelungenen Schachzug, um als Leser Einblick in ihre Gedankenwelt zu erlangen, da sie sich den anderen Charakteren gegenüber nicht äußert. Trotz dieses gelungenen Gerüstes konnte mich Lisarios Geschichte einfach nicht abholen.

Auch wenn wir uns in Zeiten befinden, in welchen Bücher à la Shades of Grey oder Feuchtgebiete zur vielfältigen Bücherlandschaft dazugehören, empfand ich Lisario größtenteils doch als sehr verstörend. Ziemlich zu Beginn des Romans werden wir als Leser beispielsweise Zeuge dessen, wie genau Avincentes "Behandlung" von Lisario eigentlich aussieht. Demnach schließt er immer die Tür, um den Körper der komatösen Frau sexuell zu erkunden, was bis hin zu einer Vergewaltigen führt, die für mich wegen Lisarios Zustand schon fast nekrophile Züge hatte. Ähnliche verstörende Szenen ziehen sich durch Cilentos Buch und haben in mir eher ein abstoßendes Gefühl geweckt.

Meine Meinung in Kürze: Im Normalfall sind meine Rezensionen immer ausführlicher & länger, doch bei diesem Buch weiß ich ausnahmsweise nicht wirklich, was ich dazu sagen soll, außer dass ich es eher verstörend und wegen der vor sich hin plätschernden Handlung keineswegs packend fand. Einzig die historische Recherche, der Schreibstil und die Darstellung der Figuren sind meiner Meinung nach lobenswert.

Danke an den btb für die Bereitstellung des Leseexemplares von Cilentos Lisario.

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