23. April 2017

the sun is also a star. Ein einziger Tag für die Liebe - Nicola Yoon


Autorin: Nicola Yoon | Titel: The sun is also a star- Ein einziger Tag für die Liebe | Liebesroman | dressler | ISBN 978-3-791500324 | März 2017 | Gebunden mit Schutzumschlag | 400 Seiten

Für Natasha scheint es ihr bisher schlimmste Tag zu sein. Denn durch einen blöden Zufall ist aufgeflogen, dass ihre Familie illegal in den USA lebt. Natashas Eltern wollten ihren Kindern durch das Verlassen von Jamaika eine bessere Zukunft ermöglichen. Aber nun scheinen sich alle damit abzufinden, dass die vierköpfige Familie um 22:00 Uhr den Flieger besteigt, um abgeschoben zu werden- nur Natasha nicht. Sie ist eine Kämpferin und möchte um keinen Preis aufgeben. Jamaika ist nicht ihre Heimat, sondern dieses Land, in dem sie aufgewachsen ist. Das sie ihre Heimat nennt. Wo sie zur Schule geht, dessen Sprache sie spricht und das Land, in dem sie ihre besten Freunde hat.

Durch eine Verkettung von Zufällen treffen sie und der Koreaner Daniel aufeinander. Auch er streift an diesem Tag mehr oder weniger ziellos durch die Straßen. Seinen Eltern ist eine Einwanderung in die USA gelungen, sie haben sich ein florierendes Geschäft aufgebaut und erwarten von ihren Söhnen nun in diesem Land Fuß zu fassen. Also soll Daniel nach Yale, um Arzt zu werden. Auch wenn das gar nicht seinen eigenen Wünschen entspricht.

An diesem besonderen Tag kreuzen sich also die Wege von Natasha und Daniel. Und als dies nicht nur einmal passiert, sondern mehrmals in Folge, kann der romantische Junge nicht mehr an einen Zufall glauben. Auch wenn Natasha sich von Vernunft und Wissenschaft leiten lässt, lässt sie sich von Daniel überreden, diesen einen Tag mit ihr zu verbringen. Was sie ihm aber verschweigt, ist, dass es wohl auch der einzige sein wird...

Die beiden jungen Protagonisten konnten sich sehr schnell einen Platz in meinem Herzen sichern. Sie sind sehr ausdrucksstark in ihrer Darstellung und ergänzen sich in ihren Gegensätzen perfekt. Natasha möchte Datenanalystin werden, Daniel Dichter oder Schriftsteller. Sie ist Skeptikerin, er Optimist. Sie die Pragmatische, er der Romantische. Sie wählt Wissenschaft, er das Schicksal. Was sie aber nicht bestreiten können ist diese Anziehung, die ab dem ersten Moment zwischen den beiden auflodert. Und weil sie so unterschiedlich sind und das Schicksal sie doch immer wieder zueinander führt, ist diese Geschichte so bittersüß. Und Natashas größtes Geheimnis um ihre baldige Abreise steigert diesen Herzschmerz noch um so mehr.

Es ist nicht nur eine Frage von Zuneigung und Liebe, es ist auch eine von Heimat und Zugehörigkeit. Im aktuellen Zeitgeschehen, im dem sich jeder direkt oder indirekt mit Vertreibung, Flucht und den Folgen konfrontiert sieht, präsentiert sich diese Liebesgeschichte. Es geht um die Frage nach Heimat und was ein Zuhause zu einem Zuhause macht. Man fühlt sich einem Land nicht durch Geburt verbunden, sondern durch Erlebnisse und Erlebten. Daniel und Natasha, Koreaner und Jamaikanerin, auf unterschiedliche Weisen in die USA gekommen. Und doch haben beide dort das gefunden, was sie als Zuhause bezeichnen würden.

Man findet beim Lesen sofort in The sun is also a star hinein und meine Befürchtungen, die Beschreibung eines einzigen Tages könnten mich auf knapp 400 Seiten doch anfangen zu langweilen, waren völlig unbegründet. Von der ersten bis zur letzten Seite präsentiert Yoon ihre Geschichte in einem flüssigen Schreibstil und einem gelungenen Spannungsbogen. Der Perspektivwechsel zwischen Daniel und Natasha setzt an immer genau den richten Stellen an. Entweder werden Ereignisse aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachtet - pragmatisch oder romantisch- oder aber der eine setzt genau da an, wo der andere aufgehört hat. Wie bei einer gut funktionierenden Maschine greift hier ein Zahnrad in das andere.

Ergänzt wird dieses Bild durch Rückblenden und Momentaufnahmen aller Menschen, die die Wege der beiden Protagonisten kreuzen. Die Liebesgeschichte von Natasha und Daniel, welche relativ klein anfängt, wird dadurch immer größer, schillernder und bunter. Und schließlich werden ausnahmslos alle Fäden geschickt zusammengeführt und runden The sun is also a star rund und logisch ab.

Mein Fazit:
Ein rundum gelungenes Buch mit starken und aussagekräftigen Charakteren, einem geschickt aufgebauten Spannungsbogen und einem flüssigen Schreibstil. Nicht zu vergessen der süße Herzschmerz und ein aktuelles Thema, das sich mit der Frage nach Heimat und Zugehörigkeit beschäftigt in einer Zeit, die geprägt ist von Flucht, Vertreibung und der Suche nach einer neuen Heimat. Etwas, das uns alle betrifft, ob direkt oder indirekt.

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