28. Juni 2017

Die Frau am See - Sara Gruen


Autorin: Sara Gruen | Titel: Die Frau am See | Roman | Rowohlt | ISBN 978-3-499270895 | 25. September 2015 | Gebunden mit Schutzumschlag | 448 Seiten

Zu Beginn des Jahres 1945 lässt sich Maddie von ihrem Ehemann Ellis und dessen bestem Freund Hank dazu überreden, nach Schottland aufzubrechen. Nach einem schon einige Jahre zurückliegenden Familienskandal, will dieser nun die Existenz von Loch Ness beweisen. Maddie muss die beiden Männer wohl oder übel begleiten, auch wenn eine solche Reise zu Kriegszeiten alles andere als ungefährlich ist. Und so verbringt die junge Frau ihre Tage alleine in der abgelegenen Pension in den schottischen Highlands, während Ellis und Hank dem sagenumwobenen Ungeheuer auflauern. Einsam an diesem fremden Ort stellt Maddie ihr bisheriges Leben immer mehr in Frage und entdeckt furchtbare Geheimnisse, die nichts mit Ungeheuern zu tun haben. Zumindest nicht mit solchen in Seen.

Zunächst präsentieren sich die drei Protagonisten in Die Frau am See reichlich unsympathisch. Oberflächlich und verwöhnt, was natürlich auch ihrer wohlhabenden Stellung entspringt, unsensibel und egoistisch und stets auf der Jagd nach den besten Vergnügungen. Seine Ehefrau mitten im Krieg von Amerika nach Schottland zu schleifen und sie Tag für Tag in der kleinen schottischen Pension zurückzulassen, spricht nicht unbedingt für Ellis. Während er und Hank sich nicht wirklich verändern, macht Maddie doch eine Wandlung durch. Vor allem wohl dem geschuldet, dass sie sich mit den Pensionsangestellten immer weiter anfreundet. Und schließlich doch erkennen muss, dass ihr Leben auf Lug und Betrug aufgebaut ist.

Und trotzdem habe ich es Maddie zunächst nicht abgekauft. Die reiche, verwöhnte Amerikanerin aus der heilen Welt, die einfach aufgenommen wird. Am Loch Ness bietet sich ihr das genaue Gegenteil an Leben, der Krieg allgegenwärtig in den Lebensmittelrationierungen, den Verdunklungsvorschriften und der ständigen Angst. Sie wirkte zu romantisch- verklärt, wie sich plötzlich ihr ganzes Selbst zu wandeln scheint.

Die Geschichte konnte mich erst gut nach der Hälfte packen, als sich eine neue zarte Liebe für Maddie entspinnt, die Geheimnisse die Protagonisten immer deutlicher und dunkler umgeben und ihre Auflösung fordern. Die Erzählkraft von Gruen ist unheimlich stark und deshalb bin ich wohl auch am Lesen geblieben, bis es dann doch noch zu dramatisch für meinen Geschmack wurde.

In Kürze:
Die Mischung aus dem Niedergang einer Ehe, den Wirren des Krieges & dunklen, fordernden Geheimnisse bieten hier eine soldie Grundlage, die vom Sog der Erzählstimme unterstützt wird. Doch das, was mich durchgehend störte, war wohl die Belanglosigkeit. Es ist schwierig in Worte zu fassen, doch alles in allem blieb Die Frau am See doch eher nichtssagend.
Dies war mein erster Roman von Sara Gruen und leider keiner, der mich trotz des wunderbaren Erzählens dazu bewegt zu einem anderen Buch von ihr zu greifen.

Ein herzliches Dankeschön an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares. 💛

Vielleicht magst du auch folgendes

0 Kommentare