Die Tuchvilla in Augsburg 1916: Marie und Paul sind nun endlich verheiratet und auch der Nachwuchs lässt nicht lange auf sich warten. Das Familienglück scheint perfekt zu sein, wäre da nicht der Krieg, der auch in der Melzer'schen Tuchvilla seine Schatten wirft. Paul wird eingezogen und Marie beginnt mit all ihrer Kraft und trotz der Kinder das Familienunternehmen zu leiten. Dann aber kommen doch nach und nach die schrecklichen Nachrichten. Von Paul in Kriegsgefangenschaft und dem gefallenen Schwager. Die Töchter der Tuchvilla- Elisabeth, Kitty und Marie- versuchen an der Hoffnung festzuhalten und ihr Erbe zu erfüllen, doch mit jedem Tag wird die Belastung größer.

Nachdem der Auftakt dieser Reihe nicht meinen Erwatungen einer Reihe  la Downton Abbey enrsprach, wusste ich bei der Fortsetzung ja, was ich beim Lesen erwaten konnte. Deshalb möchte ich nicht die Dinge kritisierten, die mich schon beim Auftakt gestört hatten. Trotzdem fehlte mir auch hier bei Marie und allen Figuren um sie herum die Tiefe. Viel mehr hatte ich sogar das Gefühl, dass in diesem Teil die Charaktere noch mehr bloßen Schatten glich. Vor allem Maries Figurenentwicklung hat mich massiv gestört. Im ersten Teil das schüchterne Küchenmädchen, deren Verbindung zum Erben Paul kritisch bis ablehnend betrachtet wurde. Und dann hier plötzlich die selbstbewusst anpackende Frau. Und mit plötzlich meine ich abrupt. Für mich machte das den Eindruck zweier völlig verschiedener Personen.

Dann ist da der alles bedrohende Krieg. Sogar Paul, der Liebling der Familie und nun endlich Maries Ehemann, wird eingezogen. Das Überleben der Tuchvilla steht auf Messers Schneide und schließlich wird das Melzer'sche Heim sogar in ein Lazarett umfunktioniert. Die über 700 Seiten dieses Romans spielen zu Zeiten des Krieges. Die Sache ist bloß: Das hat mich als Leser völlig kalt gelassen. Bei mir kamen die Angst und Zweifel nicht an. Auch nicht die Freude. Und das ist sehr schade. Zum einen fehlten mir also die Emotionen, zum anderen hätte die Geschichte wohl auch mit der Hälfte der Seitenzahl funktioniert.

Leider hat mir die Erfahrung in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass viele Trilogien so ablaufen. Ein solider bis spannender Auftakt. Ein zweiter, eher mäßiger Teil. Und schließlich der abschließende dritte Teil, den man eigentlich gar nicht mehr lesen muss. Und bei Die Töchter der Tuchvilla hatte ich eben jenes Gefühl, dass einfach die Lücke zwischen ersten und letzten Teil geschlossen werden sollte.