16. Juni 2017

What the fuck is Literature?

Ja, ich studiere Germanistik. Und ja, meinen Schwerpunkt habe ich in der Literaturwissenschaft gesetzt. Immer wieder sehe ich mich damit konfrontiert, dass mein Gegenüber sich überrascht zeigt, dass sich unter meiner aktuellen Lektüre nicht (nur) Hesse, die Brüder Mann oder Kafka befinden. Denn DAS wäre schließlich Literatur. Und die müsse ich ja schließlich lesen, inhalieren, verinnerlichen und in- und auswenig kennen. So ist das aber nicht. Aber wieso?


Konstruktion der Gesellschaft

Okay, das heißt Literatur sind inzwischen im allgemeinen Verständnis Werke, die als Kunst verstanden werden und denen eine bestimmte Bedeutung zugesprochen wird. Für mein Studium habe ich auch eine gefühlte kilometerlange Liste an Werken, die mir in sechs Semestern nahegelegt wird zu lesen. Da steht Thomas und Heinrich Mann. Werke von Kafka. Gedichte von Eichendorff. Christa Wolf, Hesse. Goethe und Schiller als Vertreter mehrerer Strömungen und Epochen natürlich in einer eigenen Spalte. Jetzt auch Bodo Kirchhoff. Aber um ehrlich zu sein, regt es mich an manchen Tagen ziemlich auf, dass es -und das meine ich auch nur in Teilen- ein gesellschaftliches Konstrukt gibt, dass einem vorschreibt, was Literatur zu sein hat. Denn wenn ich mir dir großartigen Schriftsteller MEINER Zeit ansehe, dann frage ich mich, wie man das alles durcharbeiten soll? Da sind Autoren, die erleben die Welt wie ich. Die schreiben über das 21. Jahrhundert oder mit dessen Wissen. Die haben Mehrwert, Tiefe, stellen Fragen an Gesellschaft, an zwei sinnlose Kriege des letzten Jahrhunderts, an aktuelle Kriege, an das Leben, wie es jetzt ist. Die fragen nicht nur, die hinterfragen, sei es in einer realen Welt oder ins fantasievolle verfremdete. Und diese Werke sind für mich genau so wertvoll wie jene aus vergangenen Zeiten.

Das geschriebene Wort mit Tiefgang

Nun stellt sich natürlich die Frage, was ich unter Literatur verstehe, wie ich diesen Begriff auffasse. Für mich ganz persönlich- und da gibt es meiner Meinung nach kein Richtig oder Falsch- handelt es sich dabei um das geschriebene Wort in Form von Büchern, Romanen, Gedichten, Dramen, und, und, und. Ich finde auch Belletristik kann durchaus zur Literatur gezählt werden, denn wieso soll Literatur nicht auch unterhaltsam sein dürfen? Damit ich etwas als Literatur empfinde, muss es aber eine gewisse Tiefe haben, Gehalt, etwas, das hinter den Dingen steht. Etwas, das über den bloßen Text hinausgeht.

Der echte Literat

Schade finde ich dann aber immer, wenn der bibliophile Intelektuelle seine Privatbibliothek so sortiert, dass die Buchrücken dem Betrachter Titel wie Faust oder Schachnovelle nur so enttgegenschreien. Er gibt sich sowohl bescheiden, als auch belesen. Frägt man Inhalt der Bücher ab, ist nicht immer viel Gesprächsstoff da. Es geht ja schließlich um die Wirkung. Und wenn mal wieder die Longlist des Deutschen Buchpreises veröffentlicht wird, dann rennen sie die Buchläden ein, weil DAS muss man ja lesen. Genau so wie bei der Verleihung des Literaturnobelpreises. Ob man besagtem Autor je etwas gehört hat, ist zweitranigig. Hautptsache das Buch steht im Regal!
In solchen wirren Zeiten bleibt nur eine Frage: What the fuck is Literatur?

Ich bin gespannt auf eurer Meinung zum Thema Literatur. Wenn ihr selbst Blogger seid, dann macht unter dem Hashtag #WhattheFuckisLiterature doch mit, Schreibt darüber und verlinkt euren Beitrag in den Kommentaren.

Love & Hughs,
eure Sophie

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